Perfekt auf dem Spielplatz

Die perfekten Mamas..

begegnen einem überall. Ich unterscheide mittlerweile zwischen den „Perfektos“ und den „Normalos“, wobei ich selbst ja hoffe zu der Sorte „Normalos“  zu gehören.  (Manchmal bin ich mir da aber nicht so sicher, vielleicht sollte ich noch ein paar mehr Sparten anlegen, wie z.B. „die, die einen an der Klatsche haben“ oder „Energiesauger“ usw.)

Vor einigen Monaten war eine liebe, bekannte Freundin mit ihren Kids bei uns zu Besuch. Nach einiger Zeit kam dann von den Kids der Vorschlag, ob wir nicht mit ihnen auf den Spielplatz gehen könnten.

Jetzt müssen Sie wissen, dass es bei uns im Dorf ein sonderbares Phänomen gibt: wir haben zwar drei Spielplätze in unserem Dorf, aber dort hält sich nie jemand auf. Zeitweise dachte ich schon, dass es an mir und meinen Kindern liegt. Aber es ist wirklich egal, zu welcher Tageszeit man dort erscheint, immer liegen diese Spielplätze traurig verwaist vor einem. Klar, in so einem Dorf hat fast jeder einen Garten und auch wir haben in unserem Garten ein Baumhaus, ein Trampolin, eine Schaukel- kurzum einen gesamten Kinderfreizeitpark.

Dennoch sehe ich so einen Spielplatz als willkommene Abwechslung zu den eigenen vier Wänden und auch in gewisser Weise als „Austausch“-platz.

Man könnte sich mit anderen Mamas treffen, ratschen, die Kinder würden andere Kinder treffen mit denen sie gemeinsam spielen könnten- soweit meine verträumte Spielplatzfantasie. Vielleicht liegt es aber auch daran, dass die Spielplätze in unserem Dorf eben „normale“ Spielplätze sind, also so mit Sand, Wippe, Rutsche und Schaukel – eben keine coolen Abenteuerspielplätze.

Also machten sich meine Freundin und ich uns mit unseren Kindern auf den Weg in die nächstgelegene Stadt. Nach 15 Minuten Autofahrt und einem kurzen Spaziergang durch den Park waren wir an dem supermegacoolen Abenteuerspielplatz angekommen. Und tatsächlich, dort befanden sich Menschen! Unsere Kids rannten sofort  los und wir suchten uns ein schattiges Plätzchen auf einer Bank.

Nachdem ich mich kurz umblickte stellte ich schnell fest, dass auf diesem Spielplatz mehr Erwachsene als Kinder waren und was soll ich sagen, sie sahen alle perfekt aus.

Teilweise waren die Mamas dort sogar in Highheels  unterwegs, natürlich perfekt geschminkt und mit ständigem Blick auf ihr Handy. Auch waren dort einige Männer, ich nehme mal an, dass es die Väter waren. Natürlich im Anzug.

Nach einem weiteren Blick stellte ich fest, dass dort überall große Trekkingrucksäcke standen. Zuerst habe ich tatsächlich nicht verstanden warum, denn die Eltern dort sahen ja nicht gerade so aus, als hätten sie vor eine längere Wanderung zu unternehmen. Als dann ein kleines Mädchen heulend seiner Mama ihre schlimme Schürfwunde am Knie zeigte, bei der ich mit bloßem Auge allerdings nichts erkennen konnte, wurde das Rätsel der riesigen Rucksäcke gelüftet. Die Mama des verletzten Kindes holte einen Verbandskasten aus dem Rucksack. Ja genau, einen kompletten Verbandskasten.

Als nach einiger Zeit unsere Kinder zu uns kamen und Durst bekamen, kramte ich aus meiner Handtasche (ich hatte tatsächlich nur die Handtasche dabei) ein paar Caprisonne hervor. Und dann geschah es, wenn Blicke töten könnten, wären wir sofort auf dieser Parkbank tot umgefallen. Wir wurden sehr intensiv böse  angeschaut, wie wir unseren Kindern nur so etwas Ungesundes geben können. Ich traute mich danach gar nicht mehr die Kekse aus zu packen.

Zu meiner Verteidigung muss ich jetzt sagen, dass meine Kinder das tatsächlich nur selten bekommen und eben nur wenn wir unterwegs sind.

Auf der Parkbank neben uns fingen zwei Mütter sofort an zu diskutieren, wie sie den Saft für ihre Kinder selbst herstellen, natürlich nur aus unbelasteten Obst.  Anschließend verließ eine Mama kurz den Spielplatz um nach Hause zu gehen, weil sie ein neues „Saftrezept“ für die andere holen wollte. Sie war nach 4 Minuten wieder da. (Haallooo – Trekkingrucksack??)

Als ich mir die dort anwesenden Kinder dann genauer anschaute, stellte ich fest, dass sie trotz Spielen sehr sauber waren. Das mag vielleicht daran liegen, dass eine Mutter in regelmäßigen Abständen aus ihrem riesigen Rucksack einen nassen Waschlappen hervor holte und sich an dem Gesicht und den Händen des Sohnemanns zu schaffen machte.

Tatsächlich passte auch bei den Kindern die Kleidung zu den Schuhen und zu den Sonnenhüten, die sie trugen. Alles war farblich aufeinander abgestimmt. Wenn ich mir da meine Kinder anschaue, sehen sie eher wie bunte Clowns aus.

Kurzfristig kam ich mir schon etwas sonderbar vor. Aber als ich dann sah, dass ein Junge, der bestimmt schon fünf Jahre alt war, sich nicht seine Sommerjacke alleine anziehen konnte, konnte ich mir ein Schmunzeln nicht verkneifen. Meine Mädels sehen zwar bunt wie Clowns aus, hey, aber sie können sich komplett alleine anziehen. Und das tun sie auch, jeden Tag.

Außerdem sind meine Mädels vielleicht etwas verdreckt, wenn sie auf einem Spielplatz spielen, aber dafür haben sie sichtlich mehr Spaß als die anderen Kinder, die ständig von ihren Eltern im Spiel unterbrochen werden.

Und ich, ich kann meine Kinder einfach mal alleine vor sich hin spielen lassen und dabei einfach ein gutes Gespräch mit einer lieben Freundin führen.

Und was soll ich sagen: das ist es mir Wert! Dafür bin ich entspannt und meine Kinder zwar dreckig, aber glücklich.

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20 Kommentare

  1. Kim says:

    Ich finde auch das es besser ist ein glückliches, dreckiges Kind zu haben. Als eins das nicht weiß was es heißt Kind zu sein.

  2. VICTORIA von www.mamioase.com says:

    Liebe Mama, enjoy your kids and don’t care about what others think about you!!! Sie wollen nur anderen das Leben schwerer machen! Don’t even think about what they could think about you!

    1. mumslife says:

      Liebe Victoria,
      ja, wir sollten uns keinen Kopf darüber zerbrechen, was andere von uns denken. Das wichtigste ist doch, dass wir mit unseren Kindern glücklich sind.
      Wir ignorieren jetzt immer sehr deutlich den ein oder anderen schiefen Blick 😉
      Liebe Grüße
      Sabine

  3. Alexandra says:

    Das kommt mir alles sehr bekannt vor. Ich bin ganz deiner Meinung. Hier bei uns ist das leider auch so. Meine Kinder gehen zweimal die Woche schwimmen und damit dem kleinen vom Zuschauen nicht all zu langweilig wird gibt es immer was schönes aus meiner Tasche, nein es ist nicht selbst gemacht weder gebacken noch gepresst sondern selbst gekauft. Ich werde immer schief angeschaut egal Hauptsache das Kind ist glücklich. Ich würde mir manchmal wünschen das diese Art von Eltern wenn es drauf ankommt wirklich für Ihre Kinder einzustehen diese auch tun.

    Liebe Grüße und einen wunderschönen Tag Alex von https://margreblue.de/

    1. mumslife says:

      Wenn man sich so umhört, scheint es leider vielen so zu gehen.
      Aber du hast recht, die Hauptsache ist, dass unsere Kinder glücklich sind.
      Ich wünsche dir auch einen wunderschönen Tag.

  4. Kathrin says:

    Ich bin auf dem Land aufgewachsen, war ständig in Schlamm und Dreck, spielte im Wald, kam verwundet nach Hause. Da stand niemand mit Verbandkasten, Waschlappen oder sonst etwas in der Nähe. Hat es mir geschadet? Nein! Im Gegenteil – es härtet ab. Aber gut, letztendlich müssen es alle Eltern für sich entscheiden. Hauptsache die Kids sind glücklich.
    Liebe Grüße
    Kathrin

    1. mumslife says:

      Liebe Kathrin,
      das klingt nach einer sehr schönen und tollen Kindheit;-)
      Du hast recht, das Wichtigste ist, dass die Kinder glücklich sind.
      Liebe Grüße
      Sabine

  5. Jacqueline says:

    Liebe Sabine

    Das hast Du so schön geschrieben!

    Als mein Sohn noch klein war, habe ich immer geschaut, dass er sich frei bewegen kann!

    Das ist doch so wichtig, eine Pfütze kann so interessant und toll sein! ;oD

    Auch ich habe mich anders angezogen früher! Jetzt ziehe ich mich wieder anders an, da mein Sohn jetzt langsam ins Teenageralter kommt und wir den Spielplatz nicht mehr besuchen gehen!

    Hab einen schönen Tag!

    xoxo
    Jacqueline

    1. mumslife says:

      Liebe Jaqueline,
      vielen Dank.
      Ich denke auch, dass es eben auch „zeitabhängig“ ist. Bei uns wird auch die Zeit kommen, wo das Augenmerk dann vielleicht wieder auf anderen Dingen liegt.
      Liebe Grüße
      Sabine

  6. Katta says:

    Kinder sollen noch Kinder sein dürfen. Und das heisst auch das dreckige Kleidung ein guter Indikator dafür ist, wieviel sie unbedenklich toben dürfen!

    LG
    KATTA

    1. mumslife says:

      Liebe Katta,
      da stimme ich dir zu 100% zu und meine Waschmaschine auch 😉
      Liebe Grüße
      Sabine

  7. Claire says:

    Perfektionismus ist was die Optik von Mamas angeht auch nicht entscheidend, wichtiger ist dass sie immer da sind. Trotzdem freuen sich mama und kinder , wenn sie alte fotos gucken und die Mama war schön gekleidet.. also man muss dann schon hin und wieder sich aufraffen. Haach.

    1. mumslife says:

      Liebe Claire,
      da gebe ich dir Recht. Wenigstens auf manchen Fotos sollte man auch als Mama vielleicht hübsch sein, aber dass muss man eben meiner Meinung nach nicht in jeder Lebenslage.
      Liebe Grüße
      Sabine

  8. Karolina says:

    Herrlich geschriebener Text! Ich habe so lachen müssen. Allein die Vorstellung wie ihr wegen der Blicke tot umfallt!!! Göttlich. Ehrlich? Ich finde es mehr als übertrieben sich als Elternteil aufzutakeln und am Spielplatz die Kinder wie Puppen zu behandeln. Das ist doch keine Modenshow und wo sind die guten alten Zeiten hin, wo die Kids sich im Dreck suhlen konnten? Genau das war doch der größte Spaß daran 😉
    Glg Karolina
    https://kardiaserena.at

    1. mumslife says:

      Liebe Karolina,
      freut mich, dass der Text dir gefallen hat.
      Ich glaube, an diesem Tag hatten wir auch mehr Spaß als so manch andere Eltern am Spielplatz 😉
      Da wünsche ich mir dann auch für die anderen Kinder die alten Zeiten zurück.
      Liebe Grüße
      Sabine
      Sabine

  9. Theresa says:

    Also ich finde du machst das schon super so! Meine Mama hat uns auch immer ganz entspannt dreckig werden lassen und uns dann in die Badewanne gesteckt 😉 Man muss nicht perfekt sein – Hauptsache dir und deinen Kids geht es gut.
    Schick dir liebe Grüße!
    Theresa

    1. mumslife says:

      Liebe Theresa,
      vielen Dank. Deine Mama ist mir sehr sympatisch 😉
      Liebe Grüße zurück
      Sabine

  10. Avaganza says:

    Hallo,

    …zum Glück halte ich nichts von Super-Moms und bin auch selbst keine ;-). Mich nerven diese Mütter gewaltig … aber was soll`s andere Dinge sind einfach wichtiger!

    Liebste Grüße
    Verena

  11. Larissa//No Robots Magazine says:

    Das kommt mir jetzt etwas überspitzt vor, außer vielleicht dieser Spielplatz zieht ein besonderes Klientel an. Aber eins ist schon anders: Wenn ich in der Stadt auf den Spielplatz gehe, dann komme ich in der Regel direkt von der Arbeit und bin daher noch im „Business Outfit“. Das ist im heimischen Garten natürlich anders. Dementsprechend habe ich allerdings auch immer nur das Nötigste dabei. Dadurch achte ich aber auch mehr auf gesunden Proviant, weil wir eben nicht nur ab und zu unterwegs sind, sondern jeden Tag.

  12. Nadine says:

    Sehr schön geschrieben und kommt mir so bekannt vor.
    Ich finde es oft sehr anstrengend auf einen spielplatz zu gehen genau aus diesem beschriebenen Situationen…und so wirklich toben und spielen können die kinder so nicht….schade für die kids.wir durften das alles, ich denke gerne an meine kindheit wir konnten unbeschwert spielen.

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