„Elternzeit“ – eine Auszeit für Dich

Am Jahresanfang hatte ich anstatt einen Beitrag zu schreiben, ein kleines Video aufgenommen.

In diesem Video habe ich dir zunächst ein gutes, neues Jahr gewünscht und den Tipp mitgegeben, in diesem Jahr etwas mehr „Elternzeit“ zu nutzen.

Damit meine ich Zeit, in der Du für dich selbst eine kleine Auszeit nimmst.

Dieses Video kam sehr gut an und ich hatte die ein oder andere Rückfrage dazu.

Deswegen habe ich mich entschlossen, hier einen Beitrag darüber zu schreiben, was ich mit dieser „Elternzeit“ so meine und wie sie im Alltag umsetzbar ist.

„Elternzeit“, „Mamazeit“ oder „Papazeit“

Wie du diese Zeit genau benennst spielt keine Rolle. Wähle einfach einen Begriff, der für dich passt und der sich gut anfühlt.

Mit dem Namen solltest du dich wohl fühlen und er sollte für dich eine Auszeit vom stressigen Alltag symbolisieren.

Warum ich diese „Elternzeit“ eingeführt habe

In dem Alter zwischen 3 und 5 Jahren fingen meine Kinder an, abends oft wieder aus dem Bett zu kriechen und noch irgendetwas von mir wollen.

Zuvor hatte ich sie ins Bett gebracht, mit allem was dazu gehörte: Zähneputzen, Bettfertig machen, kuscheln, eine Geschichte lesen usw.

Trotzdem dauerte es meistens nicht lange und sie standen bei mir wieder auf der Matte.

Meistens wollten sie irgendwelche Kleinigkeiten: etwas zu trinken, mir unbedingt noch etwas ganz Wichtiges erzählen, noch einmal auf die Toilette usw.

Ich stellte fest, dass mich dieses ständige Aufstehen von meinen Kindern sehr stresste. Gedanklich war ich bereits bei meinem Abendprogramm und dazu gehört nicht immer faul auf der Couch liegen, sondern auch die Dinge erledigen, die tagsüber liegen geblieben waren.

So wurde ich sehr unzufrieden und es kam durchaus vor, dass ich meine Kinder „anmaulte“. Meistens tat mir das hinterher unheimlich leid für sie, aber ich konnte nicht aus meiner Haut, ich war genervt.

Also begann ich, sie nachdem ich sie ins Bett gebracht hatte, systematisch abzufragen: Möchtest du noch etwas trinken? Musst du vielleicht nochmal auf Toilette? Hast du noch etwas, was du mir unbedingt erzählen möchtest?

Ich kam mir unheimlich schlau vor, weil ich dachte, nun hätte ich alle offenen Punkte mit ihnen abgeklärt und ich könnte danach in Ruhe mit meinem Abendprogramm beginnen.

Aber: Pustekuchen! Ich hatte die Rechnung ohne meine zwei Mädels gemacht. Sie kamen weiterhin jeden Abend aus ihrem Bett gekrochen. Immer wieder gab es irgendeinen wichtigen Grund für sie, bei dem sie mich unbedingt brauchten.

Und es war für mich nicht absehbar, dass sich das irgendwann ändern würde.

Mittlerweile weiß ich, dass es diese Zeit bei fast jeder Familie gibt. Und ich weiß auch durch Gespräche mit anderen Müttern, dass alle dadurch abends sehr genervt werden und es häufig zu Streit kommt.

Mit den Kindern sprechen

Ich besprach mein Problem mit meinen zwei Mädels und erklärte ihnen auch, dass mich das nervt und sie sicherlich schon mitbekommen haben, dass ich häufig verärgert reagiere.

Alle Beide schauten mich mit großen Kulleraugen an und nickten ganz eifrig. Ja, sie hatten durchaus erkannt, dass ich davon genervt war.

Ich erklärte ihnen in Ruhe, dass ich auch als Mama abends Zeit für mich benötige. Zeit, um die Dinge zu erledigen, die tagsüber liegen geblieben waren, wie zum Beispiel die Wäsche zusammen zu legen. Andernfalls müsse ich ja die Dinge zusätzlich noch tagsüber erledigen und das bedeutet, dass ich tagsüber weniger Zeit für sie hätte.

Wieder nickten beide ganz eifrig. Sie verstanden, dass ich, wenn ich bestimmte Dinge nicht abends erledigen kann, tagsüber weniger Zeit für sie hätte.

„Elternzeit“ festlegen

Da sie das alles so gut verstanden, ehrlicherweise muss ich zugeben, besser, als ich angenommen hatte, beschloss ich nun für mich selbst eine „Elternzeit“ festzulegen.

Auch hier erklärte ich wieder, dass ich ja, außerhalb meiner Arbeit, den ganzen Tag für sie da bin. Ich fahre sie zu Freunden oder wir haben Freunde von Ihnen da. Wir unternehmen etwas, ich bringe sie zu ihren Hobbys, ich koche für sie, damit wir gemeinsam Essen können usw.

Alles was ich tagsüber mache, kostet mich Energie. 

Dabei mache ich so gut wie nichts, was nur für mich bestimmt ist. Ich konnte ihnen dies gut erklären, indem ich ihnen sagte, sie können es mit ihrem Playmobil spielen vergleichen. Wenn sie Playmobil spielen, dann machen sie es voller Hingabe und möchten dabei auch nur ungern gestört werden. Sie tun es einfach, weil es ihnen Spaß macht.

Genauso möchte ich auch Dinge tun, die mir Spaß machen. Dabei kann ich meine Energien wieder auftanken. 

Natürlich spiele ich nicht Playmobil, sondern lese eben lieber ein Buch oder telefoniere mit einer lieben Freundin oder ich möchte einmal in Ruhe in die Badewanne gehen, ohne dass ständig ein Kind nach mir schreit.

Und wieder sahen sie mich mit ihren großen Kulleraugen an und nickten eifrig.

Meine zwei Mädels sagten sofort, dass ich mir noch am gleichen Abend „Elternzeit“ nehmen solle.

Sie verstanden mich. Sie verstanden mich sogar sehr gut.

Von dem Moment an, war meine „Elternzeit“ geboren.

Ich habe dies bereits einigen Freundinnen von mir erzählt, die ebenfalls das Problem hatten, dass sie auch abends keine Ruhe und Zeit für sich hatten. Eine Freundin schrieb sogar mit ihrem Sohn einen Vertrag. Auch wenn ihr Junge noch nicht einmal schreiben konnte. Aber sie schrieb auf, dass sie sich ihre „Mamazeit“ regelmäßig nehmen würde und er darauf Rücksicht nimmt. Anstatt eine Unterschrift setze er eine krakelige Zeichnung darunter. Aber es funktionierte.

Vielleicht weil es so noch einen bleibenderen Eindruck bei ihrem Sohn hinterlassen hat.

Möglicherweise möchtest du ja auch so einen Vertrag mit deinem Kind gestalten?

Öfters versuchen

Wenn die „Elternzeit“ nicht sofort funktioniert, dann probiere es ein paar Mal aus. Auch unsere Kinder müssen sich an neue Dinge gewöhnen dürfen und brauchen Zeit. 

Bei uns hat es ebenfalls nicht sofort geklappt. Aber als meine Kinder wieder ankamen, habe ich sie nur ganz ruhig darauf angesprochen, dass ich doch heute Abend „Elternzeit“ hätte und sofort sind sie wieder ins Bett gegangen.

Vorher ankündigen

Natürlich ist wichtig, dass du deinem Kind vorher mitteilst, dass du dir an diesem Abend deine kleine Auszeit nehmen möchtest. Denn nur, wenn dein Kind Bescheid weiß, kann es auch darauf Rücksicht nehmen.

Deswegen erkläre ich immer meinen Kindern bereits beim Bettfertig machen, dass ich an diesem Abend gerne „Elternzeit“ nehmen möchte. Noch besser verstehen können sie es, wenn ich auch eine dazugehörige Begründung mitliefere, z.B. ich habe schon ganz lange nicht mehr mit meiner Freundin XY gesprochen. Ich würde gerne deswegen heute Abend mit ihr in Ruhe telefonieren und hören, wie es ihr so geht.

Bevor ich dann endgültig meinen Kindern Gute Nacht sage, frage ich sie, ob sie noch etwas brauchen oder wollen, denn ich habe ja jetzt gleich „Elternzeit“. So erinnere ich sie noch einmal kurz daran.

Natürlich achte ich darauf, dass ich mir diese „Elternzeit“ nicht jeden Abend nehme und das vorher alle Bedürfnisse von meinen Kinder befriediget waren.

Aber, als es sich gut eingespielt hatte, habe ich mir diese „Elternzeit“ durchaus zwei- bis dreimal die Woche genommen.

Es hat mir unheimlich gut getan. Dadurch konnte ich Dinge machen, die für mich persönlich wichtig sind und wir hatten abends nicht mehr das allabendliche Streitthema bei uns in der Familie.

Mittlerweile sind meine Kinder im besten Alter von 10 und 12 Jahren und es ist nun kein Problem mehr, sich abends eine kleine Auszeit zu nehmen. 

(Hier kommen dann dafür andere Herausforderungen, zum Beispiel, dass die Kinder inzwischen viel länger wach sind, usw.)

Aber: wenn ich den Begriff „Elternzeit“ fallen lasse, wissen sie immer noch genau, was damit gemeint ist.

Allerdings möchte ich noch unbedingt erwähnen, dass meine Kinder immer wussten, dass sie jederzeit zu mir kommen können, auch wenn ich mir meine „Elternzeit“ genommen habe, sollten sie ein wirkliches Problem haben, zum Beispiel einen Alptraum oder Schmerzen usw.. Bitte vergiß das nicht mit deinen Kindern zu besprechen, falls du auch bei dir zu Hause die „Elternzeit“ einführen möchtest.

Ich kann dich nur ermutigen, es auszuprobieren. Mir selbst hat es unheimlich geholfen und ich wurde deutlich entspannter.

Du kannst nichts verlieren, wenn du es testest, sondern nur gewinnen.

Viel Spaß dabei!

Vielleicht möchtest du ja gerne deine Erfahrungen dazu mit mir teilen? Dann schreibe mir doch einfach einen Kommentar, ich würde mich sehr freuen, von dir zu hören, ob es geklappt hat.

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