Eine Woche kinderlos: Und nun?!

Die Sommerferien zu überbrücken ist ja in jeder Familie immer ein großes Thema.

Man hat entweder die Möglichkeit, sich die untereinander Urlaubstage auf zu teilen, dann dürfte ein gemeinsamer Familienurlaub nur sehr schwer realisierbar sein, oder man nimmt sich unbezahlten Urlaub, was sich wiederum auf den Geldbeutel nieder schlägt und somit auch ein gemeinsamer Familienurlaub nur schwer möglich macht.

Umso erfreuter war ich, als meine Eltern uns anboten, eine Woche mit unseren zwei Mädels in den Sommerferien weg zu fahren. Schließlich seien sie ja nun im besten Alter von 8 und 6 Jahren und somit ja fast schon selbstständig.

Waren die Kids schon soweit?

Einerseits freute ich mich, denn das bedeutete für meinen besten Ehemann und mich, dass es mit der Urlaubsplanung deutlich leichter wird. Wir könnten in dieser Woche beide noch arbeiten, ohne dass auch nur einer von uns Urlaubstage in Anspruch nehmen muss und somit steht dank gesparter Urlaubstage auch einem zwei wöchigen Familienurlaub im Anschluss nichts mehr im Weg.

Andererseits hatte ich ein mulmiges Gefühl.

Waren meine Eltern sich wirklich bewusst, auf was sie sich einließen? Waren meine zwei Mädels wirklich schon so weit, eine Woche ohne Eltern weg zu fahren.

Meine große Tochter konnte gut eine Woche ohne Eltern aushalten, das hatten wir dieses Jahr bereits mit einer Woche Zeltlager ausprobiert, aber die Kleine?

Schließlich überwiegt die Freude über die gesparten Urlaubstage und ein Problem weniger, was ich lösen musste und so fuhren meine zwei Mädels mit den Großeltern los.

Beneidet

Ich erntete viele beneidete Blicke von den anderen Mamas, als ich erzählte, dass dieses Jahr eine Woche Oma und Opa in den Ferien einspringen würden.

Jener sehnsuchtsvolle Blick, der besagt „ich will mit dir tauschen! Sofort!“, begegnete mir immer wieder.

Und ehrlich gesagt, bin ich schon ganz schön stolz auf meine Eltern. Nicht jedes Großelternpaar macht das und traut sich das zu.

Es ist ja auch nicht gerade so, dass meine zwei Mädels zu der ruhigeren Sorte gehören.

Kannst du dir vorstellen, dass ich mir im Vorfeld so viel Gedanken darum machte, wie es meine Kinder schaffen, dass ich völlig vergaß, mir Gedanken darum zu machen, wie es mir damit gehen würde.

Sie sind weg

Und jetzt?

Jetzt sind sie weg.

Eine ganze Woche lang.

O.k. Wir telefonieren jeden Tag, abends und sie erzählen mir via Skype, was sie so alles erlebt haben, auf dem Bauernhof, auf dem sie derzeit in einer Ferienwohnung Urlaub machen.

Ponyreiten, wandern, Wasserspielplatz, Kühe melken, Besuch in einer Tropfsteinhöhle usw.

Jeden Tag erleben sie die tollsten Sachen.

Und weißt du was?

Sie vermissen scheinbar ihre Eltern nicht mal besonders und das ist auch gut so.

Aber was ist mit mir?

Ich vermisse sie.

Erkenntnis

Klar gehe ich in die Arbeit und das sogar länger als normalerweise. Es ist auch schön, wenn man nicht auf die Uhr schauen muss, wenn man mitten in einer Arbeit steckt, da man ja sonst die Kinder holen müsste. Ich kann mich voll auf die Arbeit konzentrieren und diese auch in Ruhe beenden, ganz ohne Stress.

Aber wenn dann die Arbeit erledigt ist und ich danach zu Hause bin, ist es sehr komisch, in ein ruhiges Haus zurück zu kommen.

Gut, ich habe ja noch unseren verrückten Hund, der mich etwas ablenkt, aber er spricht nicht mit mir.

Wenn ich mir etwas zu essen mache und alleine am Esstisch sitze, da mein bester Ehemann der Welt wie gewohnt sehr spät nach Hause kommt, vermisse ich das wilde Durcheinanderreden meiner Mädels. Genau das, was mich nach einem langen, chaotischen Tag manchmal fast in den Wahnsinn treibt.

Es ist schon verrückt.

Wie oft stellte ich mir vor, wie schön es wäre ausschlafen zu können, besonders dann, wenn meine zwei Mädels morgens in der Früh um sechs Uhr einen Streit vom Zaun brechen. Und jetzt, wo ich ausschlafen könnte, will mein Körper nicht.

Ich wache aller spätestens um acht Uhr auf und lausche der Stille. Am ersten Sonntag habe ich wirklich versucht im Bett liegen zu bleiben, ich hätte sogar die Möglichkeit gehabt den ganzen Tag im Bett zu bleiben, aber es ging nicht.

Wie oft habe ich mir ausgemalt, wie es wäre, den ganzen Tag im Bett zu bleiben und zu lesen, lediglich zur Toilette und zum Kühlschrank kurz zu gehen und dann das. Ich bekomme die Möglichkeit dazu und kann es nicht! Mein Körper lässt mich nicht, ich habe das unglaublich drängende Bedürfnis aufzustehen!

Wenn ich zwanzig Minuten mit einer Tasse Kaffee auf der Terrasse sitze, werde ich nervös.

Anfangs wusste ich gar nicht so genau warum, bis es mir klar wurde. Ich sitze eben normalerweise nicht einfach zwanzig Minuten mit einer Tasse Kaffee und tue einfach mal Nichts, ohne dass mindestens einmal „Mamaaaaaaa“ ertönt (immer mit dem langen aaaaa am Ende).

Und auch die ständige Stille zu Hause  macht mich nervös. In der Regel ist es bei meinen Mädels ja auch so, dass wenn es länger als zehn Minuten ruhig ist, sollte man schleunigst nachsehen, was sie anstellen.

Und so musste ich es mir selbst eingestehen: ich vermisse meine zwei wilden Mädchen. Sie waren bereits schon soweit, mit den Großeltern in den Urlaub zu fahren, aber ich war es noch nicht. Ich hatte mich noch nicht genug „abgenabelt“.

Diese Erkenntnis schockte mich doch ein wenig.

„abnabeln“ will geübt sein

Also musste ich für mich das „abnabeln“ üben.

Ich habe angefangen, Dinge zu tun, für die ich in unserem turbulenten Alltag keine Zeit habe. So habe ich innerhalb von drei Tagen ein ganzes Buch gelesen, was ich schon länger lesen wollte. Ich war mit meinem besten Ehemann der Welt schick beim Essen. Das Gemüsebeet wurde von mir hergerichtet, unser Gemüse und Obst geerntet und bereits verarbeitet. Ich habe die Decken und Kissen, sowie Matrazenschonbezüge und alle Stofftiere gewaschen. Die Herbst- und Winterjacken der Kinder sind bereits gewaschen. Ihre Schuhe sind mal wieder ausgemistet und geputzt. Die Schultüte meiner kleinen Tochter ist bereits gepackt und die Schulsachen der großen Tochter (von ihr hatte ich die Liste schon) besorgt.

Zum ersten Mal, seit dem ich Kinder habe, sind alle meine Wäschekörbe leer.

Kannst du dir das vorstellen?

Ich habe, obwohl es gerade Sommer ist, alle Wolldecken in unserem Haus gewaschen.

Außerdem habe ich mir hier auf dem Blog zwei neue Projekte überlegt und bereits einen Plan für die Umsetzung ausgearbeitet.

Und die Newsletteranmeldung, die es seit Eintreten der DSGVO im Mai nicht mehr gab, auch wieder in die Seite eingepflegt. (Also gleich anmelden – auf der rechten Seite).

Ich habe sogar bei unseren Pflanzen alle braunen Blätter entfernt, das habe ich übrigens auch seit dem ich Kinder habe, nicht gemacht. Normalerweise warte ich ab, bis diese von alleine herunterfallen und dann werden sie eingesaugt.

Kurzum, ich habe mich in Arbeit gestürzt und mich dadurch abgelenkt.

Positiv

Außerdem war ich doch sehr positiv überrascht, wieviel ich in kurzer Zeit schaffe, wenn ich bei einer Aufgabe dran bleiben kann und nicht ständig unterbrochen werde.

Das ich soviel erledigen konnte, hat mir ein sehr gutes Gefühl gegeben.

Das Gefühl, abends auch etwas geschafft zu haben, habe ich selten.

Meistens habe ich eine unendlich lange To-do Liste und das Gefühl, nichts auf die Reihe zu bekommen, sondern in einem Hamsterrad zu sitzen.

Bei einem abendlichen Skypetelefonat mit den Kids und meinen Eltern, erzählte mir meine Mutter, dass sie erschrocken ist, wie wenig man doch mit zwei Kindern erledigen kann und dass jede Aufgabe und sei es nur das Abwaschen sehr viel länger dauert.

Nun hat sie eine Woche lang genau die andere Seite erlebt.

Durch das positive Gefühl, Dinge erledigen zu können und dem Hamsterrad kurzfristig entkommen zu sein, war mein Kopf freier und mir sind schon wieder viele kreative Ideen eingefallen.

Lass dich überraschen. Ich hoffe, dass ich diese bald in die Tat umsetzen kann.

Rückfall

Natürlich hatte auch ich meine kleinen Rückfälle. Besonders abends, wenn ich mit den Mädels telefonierte, war ich danach nachdenklich und ein bisschen traurig, dass ich eben nicht bei der Ponyreitstunde dabei war oder gesehen habe, wie sie die riesigen Stalaktiten in der Höhle bestaunt haben. Dennoch freute ich mich für sie, dass sie soviel in ihrem Urlaub erleben dürfen.

Als meine kleine Tochter von einer Wespe gestochen wurde und mich bitterlich weinend anrief, hat es mir schon sehr im Herzen weh getan, dass ich sie nicht zum Trösten in den Arm nehmen konnte.

Gewissheit

Ich wusste immer, dass Beide bei meinen Eltern in guten Händen sind und die Zwei sich rührend um ihre Enkelkinder kümmern würden.

Wahrscheinlich wurde ihnen alles erlaubt und es gab bei Opa vor dem Essen noch was Süßes zwischendurch. Ich bin mir sicher, dass ihnen fast jeder Wunsch von den Augen abgelesen wurde.

Und das ist auch gut so, Großeltern dürfen auch in manchen Dingen großzügiger sein, als wir Mamas und das gönne ich meinen zwei Mädels auch.

Trotzdem, dass ich meine Kinder vermisst habe, hoffe ich doch, dass sie meinen Eltern nicht zu anstrengend waren und sie vielleicht nächstes Jahr noch einmal mit ihnen in den Urlaub fahren.

Jetzt habe ich ja die Sache mit dem „abnabeln“ schon etwas geübt, bin aber trotzdem sehr froh, dass meine kinderlose Zeit morgen zu Ende geht und freue mich schon wahnsinnig auf meine Töchter.

Hast du auch schon mal länger „kinderfrei“ gehabt?

Wie ging es dir dabei?

Bis Bald

Deine Sabine

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1 Kommentar

  1. […] habe Dir ja das letzte Mal in meinem Beitrag „eine Woche kinderlos: Und nun ?!“ erzählt, dass ich ein paar neue Ideen hatte und mir bereits einen Plan für die Umsetzung […]

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