Ein gut funktionierendes Netzwerk…

Ein gut funktionierendes Netzwerk…

… braucht jede Mama. Zu mindestens in meinem Fall ist es schon fast überlebenswichtig.

Damit meine ich jetzt nicht das elektronische Netzwerk.

Klar, das ist auch wichtig, besonders wenn man vielleicht das Haus schon länger nicht mehr verlassen konnte, ist es ganz nett, sich durch Facebook und Co klicken zu können. Jetzt denken Sie bestimmt, wieso kann die Gute denn das Haus manchmal länger nicht verlassen. Ja, das kommt hin und wieder tatsächlich vor, zum Beispiel wenn meine Töchter im besten Alter beide zeitgleich den Norovirus bekommen. Dann hetzt man nur noch zwischen dem einen Kind und dem anderen hin und her, bezieht Betten frisch, wäscht eine Waschmaschinenladung nach der anderen, reinigt die Spukeimer usw.

Ich meine mit Netzwerk ein gut funktionierendes Netzwerk aus Bekannten, Freundinnen und Verwandten. Und dabei ist es auch völlig egal, ob sie ein Kind oder vier Kinder haben, ob sie berufstätig sind oder zu Hause den Haushalt schmeißen. Glauben Sie mir, organisieren Sie sich gute Bekannte oder Freundinnen.

Wir haben das große Glück, dass meine Eltern nur ca. 15 Autominuten von uns entfernt wohnen. Natürlich gehören auch sie zu meinem Netzwerk. Ohne Oma und Opa könnte ich nicht so entspannt in die Arbeit gehen. Zweimal die Woche holt die Oma meine Kids von der Schule oder den Kindergarten ab und versorgt sie, bis ich von der Arbeit wieder zurück bin. Das ist ebenfalls sehr wichtig. Aber auch das meinte ich nicht.

Vielmehr ist es wichtig, andere Mamas in seiner Umgebung zu haben, die bestenfalls noch Kinder im gleichen Alter hat. Denn nur sie wissen tatsächlich genau, wovon Sie sprechen.

Dabei ist es gar nicht so einfach, passende Mamas zu finden. Man muss sich ja auch noch gegenseitig sympathisch sein.  Vielleicht finden Sie ja auch einen passenden Papa, das will ich gar nicht ausschließen, nur ich habe bisher eben nur Mamas gefunden. Und am besten ist es, sie fangen mit der Suche früh genug an. Wenn Sie vielleicht gerade schwanger sind, suchen Sie bereits im Geburtsvorbereitungskurs oder wenn Sie schon einen Säugling haben, dann suchen Sie im Babyschwimmkurs.

Ich weiß, das klingt jetzt gerade alles etwas abgedreht, fast wie bei einer Partnervermittlungssuche. Aber vertrauen Sie mir, diese anderen Mamas werden ihr fester Halt werden. Und es ist teilweise wirklich so, als würden Sie einen Partner suchen. Es ist sogar noch viel schwieriger.

Es müssen nicht zehn Mamas sein, zwei bis drei andere Mamas reichen schon aus. Denken Sie daran, dass diese anderen Mamas auch auf der Suche sind. Vielleicht wissen diese es noch nicht, aber sie werden genauso froh um gegenseitigen Kontakt sein, wie Sie selbst.

Bei mir sind aus diesen Kontakten bereits schon einige langjährige Freundschaften entstanden.

Wir waren in unserem engeren Freundeskreis das erste Paar, das Kinder bekommen hat. Und damit hat sich einiges verändert. Natürlich waren uns unsere Freunde ohne Kinder trotzdem noch wichtig und wir haben auch versucht Kontakt zu halten. Bei einigen ist das besser gelungen und bei anderen leider nicht. Wenn man Kinder bekommt und sich dafür entscheidet eine Familie zu gründen, ändert sich das Leben zwar nicht grundlegend, aber zumindest  entscheidend. Man kann nicht mehr so spontan sein, wie vorher. Man geht vielleicht auch nicht unbedingt mehr in ein schickes Restaurant  oder eine Bar am Abend, wenn der kleine Säugling gerade Koliken hat und wie am Spieß schreit. Wenn man noch stillt und man vielleicht ausnahmsweise mal einen Babysitter organisiert hat, um Freunde zu treffen, ist es vielleicht auch nicht so besonders toll für eine Frau auf einer öffentlichen Toilette die Milch abzupumpen, weil einem sonst der Busen platzt. Natürlich macht man das, aber eben vielleicht nicht mehr so häufig. Und für die Freunde, die noch keine Kinder haben, ist es vielleicht auch nicht besonders toll, wenn einem nach elf Uhr einfach die Augen zu fallen und man nur noch am Gähnen ist, weil man auf Grund von chronischem Schlafmangel völlig übermüdet ist.

Da ist es deutlich einfacher, man trifft sich mit einer anderen Mama. Die kann das alles genau nachvollziehen.

Aber wie gesagt, es nicht so einfach diese anderen Mamas zu finden.

Es scheint verschiedene Arten von Mamas zu geben. Die „Normalos“ und die „Perfektos“. Leider ist die Art der „Normalos“ nicht so häufig vertreten. Deshalb, wenn sie eine finden, bei der die Sympathie auch noch auf Gegenseitigkeit beruht und sie vielleicht auch noch Kinder im gleichen Alter hat, geben Sie sie nicht mehr her. Man muss ja nicht gleich ein Bündnis für die Ewigkeit schließen. Aber man kann sich austauschen und die Kinder, wenn da ebenfalls die Chemie stimmt, können miteinander spielen. Es tut einfach mal gut, sich mit jemanden zu unterhalten, der vielleicht die gleichen Probleme hat. Meine anderen „Normalo“ Mamas kritisieren mich schon auch mal, sind schonungslos ehrlich und geben mir viele Denkanstöße.  Aber wir können auch gemeinsam viel Lachen und das wichtigste ist, wir helfen uns gegenseitig aus. Ich habe ja zwei Töchter im besten Alter von fünf und sieben Jahren und da kommt es schon mal häufiger vor, dass die eine oder die andere mal krank sind. Da bin ich dann mehr als heilfroh, wenn ich eine von meinen Töchtern bei einer anderen Mama abgeben kann, so dass ich mit der anderen zum Arzt fahren kann. Oder wenn mir eine andere Mama mal eine Tochter von mir aus dem Kindergarten mit abholen kann, wenn ich selbst es aus irgendeinem Grund nicht schaffen sollte.

Natürlich muss man selbst im Gegenzug auch bereit sein, das ein oder andere Mal einzuspringen. Aber das mache ich gerne, da ich ja weiß, wenn ich Hilfe brauche, und diese Hilfe brauche ich bei zwei Kindern meistens immer recht spontan, bekomme ich diese auch.

Aber ich muss noch warnen, vor den „Perfekto“ Mamas. Diese Art begegnet einem hauptsächlich. Und das immer und überall, egal ob im Supermarkt, am Kindergarten oder in der Schule. Natürlich spreche ich auch mit diesen Mamas und führe Smalltalk. Aber wenn ich ehrlich bin, sind diese perfekten Mütter mir etwas unheimlich. Anfangs dachte ich ja, die nehmen irgendwelche Drogen. Frauen können ja bekanntermaßen gegenüber ihrem eigenen Geschlecht sehr fies sein. Vielleicht gibt es ja ein Geheimnis, wie sie das alles schaffen, dass sie nur einem bestimmten eingeweihtem Kreis verraten. Aber mal ehrlich, diese „Perfektos“ sind immer gestylt, geschminkt, hübsch angezogen, meistens mit High Heels, lachen immer. Ihre Kinder sind immer sauber und ordentlich. Ihre Häuser sind blitzblank und an ihren Fensterscheiben findet sich kein einziger Fingerabdruck. Sie haben keine Beziehungsprobleme oder finanzielle Sorgen. Je mehr ich mit solchen perfekten Müttern in Kontakt kam, dachte ich, dass kann es nicht geben, irgendwo muss ein Fehler sein. Ich habe ihn nicht gefunden und das ist sehr beunruhigend. Meistens sind sie auch noch echt nett. Dennoch habe ich für mich beschlossen, mit diesen perfekten Müttern keinen engeren Kontakt haben zu wollen. Ich kann mit ihnen Smalltalk machen oder auch mal einen Kaffee trinken. Nur eben werden diese nicht zu meinem engen Netzwerk dazu gehören.  Solange ich nicht hinter ihr Geheimnis gekommen bin, vertraue ich ihnen nicht.

Denn je nach meiner Tageslaune musste ich feststellen, dass ich insgeheim entweder neidisch auf sie war oder sogar eifersüchtig. Und das sind beides nicht die Gefühle, die ich mit mir rumtragen möchte.

Ich kann diesen Mamas nicht mal einen Vorwurf machen, denn schließlich bin ja ich diejenige, die diese Gefühle hat.

Aber wenn ich morgens in der früh um kurz nach acht Uhr, noch vor der Arbeit, in den Aldi hetze, damit meine Familie am Abend was zu essen bekommt und ich davor bereits ein Kind schulfertig gemacht habe, das zweite Kind im Kindergarten gebracht habe, zwei Brotzeiten hergerichtet, das Mittagessen vorbereitet, mich um den Hund gekümmert habe und dann völlig abgehetzt an der Kasse stehe, immer mit dem Blick auf die Uhr, ich will ja nicht zu spät kommen und mich dann so eine perfekte Mama anspricht, hübsch geschminkt mit perfekten Nägeln und einem sauberen Kind auf dem Arm, die dann von mir wissen will, welcher Essig meiner Meinung nach besser für einen Feldsalat mit Granatäpfeln geeignet wäre, ja, da kommen dann eben schon mal Eifersucht und Neid in mir hoch. Natürlich spricht mich nicht einfach so irgendeine Mama an, man kennt sich eben flüchtig vom Kindergarten oder vom Spielplatz.

Und genau das ist der Grund, warum man sich eben nur flüchtig kennt. Diese „Perfektos“ verursachen bei mir immer ein Gefühl von Minderwertigkeit und somit Neid und Eifersucht.

Ich halte mich lieber an die „Normalo“ Mamas. Da wird man nicht komisch angeschaut, wenn man an einer Hand pinken und an der anderen Hand blauen Nagellack trägt, weil einem die Töchter am Vorabend jeweils eine Hand lackieren durften.

Und in diesem Sinne möchte ich mich auch mal bei meinen ganzen „Normalo“ Mamas bedanken. Danke, dass ihr immer für mich da seid. Danke dafür, dass ihr mich auch manchmal wieder auf den Boden der Tatsachen zurückholt, wenn ich mal wieder überreagiere. Danke dafür, dass ihr immer ein offenes Ohr für mich habt und dafür dass wir so völlig unperfekt über alles möglich Lachen können.

Ohne Euch wäre ich manchmal ganz schön hilflos.

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