„Die Oma ist gestorben“ – Teil 2

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In dem ersten Teil habe ich Euch erzählt, wie ich den Kindern mitteilen musste, dass die Oma gestorben ist.
Ich habe Euch berichtet, wie die verschiedenen Reaktionen meiner Kinder auf den Tod der Oma waren.
Viele Kinder, sowie meine Kleine, haben viele Fragen, die man wahrheitsgemäß beantworten sollte. Für sie ist der Tod nicht so etwas Schlimmes wie für uns Erwachsene, viele Kinder haben keine Angst vor dem Tod und jedes Kind geht mit Trauer anders um.

Nachdem ich meinen Kindern gesagt hatte, dass ihr Oma gestorben ist, wollte ich, dass sie das ganze auch noch „kindgerecht“ verarbeiten können. Am besten geht das in Form von Büchern.

Kinderbücher zum Thema Tod

Bei uns ist das abendliche Vorlesen seit Geburt der Kinder zu einem festen Ritual geworden. Seitdem die Große in die Schule geht und nun selber etwas lesen kann, wechseln wir uns mit dem Vorlesen seitenweise ab.
So machte ich mich im Internet auf die Suche nach Kinderbüchern, die das Thema Tod gut erklären. Mir war nicht klar, dass es über dieses Thema eine Unmenge an Büchern gibt.
So las ich mir viele Bewertungen durch und entdeckte dann zwei tolle Bücher für Kinder.

Das erste Buch ist eher etwas für jüngere Kinder, ab ca. vier Jahren.
„Ein Himmel für Oma“ von Antonia Schneider geschrieben und mit Zeichnungen von Betina Gotzen-Beek ist ein Bilderbuch über das Sterben und den Tod.
Hier zieht die Oma von den zwei Kindern Lena und Valentin samt ihren kleinen Vogel bei ihnen zu Hause ein. Nach einiger Zeit stirbt der kleine Vogel und die Oma erklärt den Kindern, dass der kleine Vogel in ihrem Herzen durch die Erinnerungen weiterleben würde. Auch die Oma wird immer schwächer und stirbt schließlich. Ebenso wie der kleine Vogel zuvor, lebt die Oma im Herzen der Familie dank der schönen Erinnerungen an sie weiter. Sie fertigen ein kleines Erinnerungsheft für die Oma an, in das sie ihre Erlebnisse mit der Oma schreiben oder malen können oder in das sie Fotos kleben können.

Das zweite Buch ist eher etwas für Kinder ab ca. 7 Jahren.
„Die Regenbogenbrücke – ein kleiner Hase in Trauer“, geschrieben von Celina del Amo und wirklich schönen Zeichnungen von Heinz Grundel.
In diesem Buch stirbt der beste Freund des kleinen Hasens. Zunächst ist der kleine Hase unendlich traurig und weint sehr viel. Für seine Freunde kehrt irgendwann die Normalität zurück, nur der kleine Hase kann sich eine Normalität ohne seinen besten Freund nicht vorstellen. Seine Großmutter erzählt im dann, dass, wenn Lebewesen auf dieser Welt sterben, sie lediglich ihre Daseinsform verändern und in eine neue Welt gehen. Diese zwei Welten sind durch Regenbogenbrücken miteinander verbunden. Dort gäbe es keine Sorgen und kein Kummer. Diese Vorstellung hilft dem kleinen Hasen in seinem Umgang mit der Trauer. Nachdem der kleine Hase langsam auch wieder etwas fröhlicher wird, hat er Angst, dass er seinen Freund vergessen könnte, und so sucht er sich ein Symbol, dass ihn immer an seinen besten Freund erinnern soll. Jetzt wusste der kleine Hase, dass zwei Dinge für ihn in seiner Trauerbewältigung wichtig waren. Das erste, mit Freunden über seine Trauer zu sprechen und auch für Freunde da zu sein, zuzuhören, wenn jemand trauert, auch wenn man dabei weinen muss. Das zweite war das Symbol, dass die Erinnerungen an den Verstorbenen wach hält.

 

Auch von einer Erzieherin aus dem Kindergarten bekam ich ein ganz tolles Buch.
„Der Seelenvogel“ von Michael Snunit, mit Bildern von Na`ama Golomb aus dem Carlsen Verlag.
Dieses kleine Büchlein ist für jedes Alter bestimmt und behandelt nicht nur das Thema Trauer, sondern auch Wut, Hoffnung usw.
In der Mitte unserer Seele steht der Seelenvogel, er fühlt alles, was auch wir fühlen. Wenn uns jemand lieb hat, dann hüpft der Seelenvogel fröhlich. Der Seelenvogel besteht aus ganz vielen Schubladen und alles was wir fühlen hat eine Schublade: Eifersucht, Trauer, Hoffnung, Ungeduld, Wut, Versöhnung usw. Wenn wir traurig sind, dann öffnet der Seelenvogel die Schublade für Trauer und macht sich ganz klein und ist ganz still. Der Seelenvogel kann uns auch ab und zu in Schwierigkeiten bringen, z.B. wenn wir plötzlich eifersüchtig sind, obwohl wir das vielleicht gar nicht wollen.
Dank dieser Vorstellung von verschiedenen „Gefühls-schubläden“ konnte meine kleine Tochter ziemlich genau benennen, wie es ihr gerade ging. Sie erzählte mir, dass ihr Vogel die Schublade von Wut aufgemacht hat, obwohl sie doch eigentlich jetzt viel lieber fröhlich sein wollte.

 

Diese drei Bücher kann ich Euch wärmstens empfehlen. Auch nach einiger Zeit kann man damit das Thema nochmal aufgreifen, denn Trauer verschwindet nicht von einem Tag auf den anderen. Es kann sein, dass die Kinder plötzlich ein halbes Jahr später wieder stärker um die Oma trauern.

Warum meine Kinder auf der Beerdigung nicht dabei waren

Viele haben mir erzählt, dass es wichtig ist, dass die Kinder auf der Beerdigung mit dabei sind. Ich persönlich sehe das nicht so.
Ich habe mit meinen zwei Mädels darüber gesprochen und schnell gemerkt, dass sie nicht wirklich dabei sein wollen. Hinzu kommt, dass dort auch viele für sie fremde Personen, die Kontakt zu meiner Schwiegermutter hatten, aber nicht zu uns, zur Beerdigung kamen.
Ich möchte meine Kinder nicht zu etwas zwingen, was sie nicht wollen. Meistens wissen Kinder ganz intuitiv, was ihnen gut tut und was nicht. Über dieses Gefühl der Kinder sollte man sich nicht einfach hinwegsetzen und man sollte die Gefühle der Kinder, besonders wenn es um so ein starkes Gefühl wie Trauer geht, ernst nehmen.
Wahrscheinlich wäre es auch nur verstörend für sie gewesen, wenn sie so viele Menschen weinend gesehen hätten und auch wir selbst hätten uns auf der Beerdigung nicht wirklich um unsere Kinder ausgiebig kümmern können.
Natürlich weiß ich, dass auch für Kinder die Zeremonie des Abschiednehmens wichtig ist.
Ich habe von dem Blumenladen, bei dem ich das Grabgesteck habe machen lassen zwei kleine, sehr hübsche Sträuße für die Kinder machen lassen.
Wir sind gemeinsam mit unseren Kindern vor der Beerdigung zum Sarg gegangen. Dort haben die Kinder sich von ihrer Oma verabschieden können, in aller Ruhe. Sie haben die kleinen Sträuße hingelegt, nochmal mit der Oma gesprochen, selbstgemalte Bilder und einen kleinen Gegenstand, den sie selber ausgesucht hatten auf den Sarg gelegt.
Dafür haben sie sich Zeit gelassen, die eine Tochter mehr, die andere weniger. Ganz so, wie sie es wollten.
Während der Beerdigung selbst, hat eine Freundin von mir auf die Kinder aufgepasst und sie uns anschließend, zum Leichenschmaus, wieder gebracht.
Auch am nächsten Tag sind wir nochmal gemeinsam zum Grab gegangen und haben dort jeder eine Kerze angezündet. Seitdem machen wir das regelmäßig und auch die Große geht manchmal mittlerweile alleine an das Grab zu ihrer Oma, ganz wie ihr danach ist.
Jeder sollte für sich selbst und für seine Kinder entscheiden, ob man diese auf die Beerdigung mitnimmt. Wir kennen unsere Kinder am Besten und sollten uns hier auch nicht verunsichern lassen, sondern ganz auf unser Gefühl hören.
Auch ich habe mir hinterher, besonders von einigen älteren Damen, anhören müssen, dass es sich nicht gehört, dass die Enkel nicht auf der Beerdigung mit waren. Hier habe ich mir angewöhnt, mich weder zu rechtfertigen, noch in eine Diskussion verwickeln zu lassen. Ich grinse einfach nur höflich, meistens ist das Thema dann nach einigen Sekunden vorbei.
Natürlich ist das Abschiednehmen ein wichtiger Schritt in der Trauerbewältigung, aber es gibt viele Arten des Abschiednehmens und hier muss man für sich und seine Familie die passende finden.

Ein Symbol der Erinnerung

Bereits auf der Beerdigung hatten wir eine Kerze angezündet, mit dem Namen und einem Foto darauf von der Oma. Diese hat mir eine nette Dame gebastelt. Seitdem steht diese Kerze auf dem Fensterbrett bei uns im Esszimmer. Je nachdem, wie die Kinder wollen, wird sie auf unseren Tisch beim Essen gestellt und angezündet. Manchmal täglich, manchmal auch erst nach einigen Wochen. Ab und zu entscheide ich oder mein Mann, dass wir wollen, dass die Kerze brennt und ab und zu entscheiden das die Kinder. Diese Kerze ist für uns zu einem Symbol der Erinnerung geworden.
Aber wir haben als Erinnerungsstück nicht nur diese Kerze.
Als wir die Wohnung von der Oma ausräumen mussten, habe ich ganz bewusst einige Sachen für meine Kinder auf die Seite genommen. Das waren Kleinigkeiten, z.B. zwei Stofftiere, die dort immer auf der Couch saßen. Auch zwei Figuren waren darunter, weil meine zwei Mädels mit diesen Figuren immer gespielt hatten, wenn wir dort zu Besuch waren. Im Grunde ist es auch egal, was für ein Gegenstand es ist, er sollte einfach mit einer Erinnerung verbunden werden können.
Auch einiges an Schmuck habe ich für sie zur Seite gelegt. Wenn sie alt genug sind, werde ich ihnen diesen geben. So haben sie auch später noch ein Erbstück von ihrer Oma.

Die Erinnerung lebendig halten

Wir versuchen immer wieder in unserem Alltag etwas von der Oma zu erzählen. Das kann in jeder Situation vorkommen. Letztens an Fasching hat mein Mann den Kindern erzählt, wie es in seiner Kindheit war, als die Oma mit ihm zu einem Kinderfaschingsball gegangen ist. Durch diese kleinen Anekdoten im Alltag bleibt auch die Erinnerung an die Oma bei den Kindern lebendig. Oft fangen die Kinder von sich aus an, etwas von der Oma zu erzählen. Hier sollte man sich die Zeit nehmen, genau zuzuhören, denn manchmal tritt auch hier wieder die Trauer zum Vorschein und dann sollte man den Kindern auch die Zeit geben damit umzugehen, vielleicht weinen sie auch während des Erzählens oder sagen, wie meine Kleine einfach nur „jetzt bin ich aber wieder traurig, dass die Oma gestorben ist“.
Noch kann ich nicht sagen, wie lange der Trauerprozess bei den Kindern dauern wird. Noch stecken wir mittendrin. Wir haben bereits ein großes Stück geschafft, aber vielleicht geht der Trauerprozess um einen verlorenen Menschen auch ein Leben lang.

Ich hoffe, dass ihr alle möglichst lange nicht mit dem Thema Trauerbewältigung bei Kindern in Berührung kommt, dennoch weiß ich, dass es früher oder später leider so sein wird, weil es einfach der Kreislauf des Lebens ist.
Hört einfach auf Euer Herz und Euer Gefühl und lasst Euch dabei nicht verunsichern.

 

Liebe Grüße
Eure Sabine

Wenn Dir dieser Beitrag gefallen hat oder wenn du selbst bereits Erfahrungen zu dem Thema, wie man am besten eine Todesnachricht übermittelt hast, dann hinterlasse mir doch einen Kommentar!

Vielleicht hast du ja auch noch eine besonders gute Buchempfehlung zu diesem Thema?

 

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1 Kommentar

  1. Danke für den schönen Beitrag. Mein Onkel ist neulich gestorben und ich werde ebenfalls darauf achten, ein besonderes Symbol zu verwenden. Um die Bestattung planen zu lassen, werden wir uns noch an ein ideales Bestattungsunternehmen wenden.

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