Ankergefühl…oder ein Leben „bevor ich Kinder hatte“ und ein Leben „seitdem ich Kinder habe“

Früher, also gefühlt vor 100 Jahren, unterteilte ich mein Leben noch in „unter der Woche“ und in „Wochenende“.

Was bedeutete, dass man am Wochenende deutlich länger unterwegs war, sich mit Freunden traf, in Kneipen oder Clubs abhing. Nicht, dass wir das nicht „unter der Woche“ auch getan hätten, aber eben zumindest etwas zeitverkürzter. Naja, zumindest meistens.

Mittlerweile und eben gefühlt 100 Jahre später unterteile ich mein Leben tatsächlich grob in „bevor ich Kinder hatte“ und in „seitdem ich Kinder habe“.

Mit der Geburt meiner Kinder hat sich mein Leben grundlegend verändert.

Alles ist seitdem irgendwie intensiver, schneller.

Und auch mein komplettes Denken hat sich seitdem stark gewandelt.

„Bevor ich Kinder“ hatte, musste ich lediglich an mich selbst denken. Ich hatte nur die Verantwortung für mich selbst zu tragen. Jetzt, „seitdem ich Kinder“ habe, trage ich die Verantwortung nicht mehr nur für mich, sondern auch für meine Kinder, meine Familie.

Manchmal macht es mir Angst und überfordert mich zuweilen auch. Dann sehne ich mich zurück in mein Leben „bevor ich Kinder“ hatte.

Natürlich nicht wirklich. 

Aber manchmal fehlt es mir, dieses völlig unbeschwert in den Tag hinein leben.

Ankergefühl

Das tolle an Erinnerungen ist ja, dass man sich durch das bewusste Erinnern auch Gefühle wieder hervorrufen kann.

Wenn es für mich besonders schwere Entscheidungen in Bezug auf meine Kinder zu fällen gibt, dann hilft es mir, mir das Gefühl von damals hervor zu holen.

Meine liebste Erinnerung ist, als ich mit meinem Freund, der mittlerweile mein bester Ehemann der Welt ist, über ein verlängertes Wochenende spontan an den Gardasee gefahren sind. Wir waren jung und wahnsinnig ineinander verliebt. Die ganze Autofahrt über hielten wir Händchen. In einem winzigen Dorf mieteten wir uns ein kleines Zimmer. Dieses Zimmer war so winzig, dass man nicht die Badezimmertüre und die Zimmertüre zeitgleich öffnen konnte. Ebenso konnte man nur in eine Richtung in das kleine Badezimmer hinein und musste wirklich Akrobatikkünstler sein, um sich darin auch noch wenden zu können. Uns Zweien war das egal. Wir verließen das Zimmer nur dann, wenn wir Lust dazu hatten. Wir schlenderten durch die Straßen Veronas und als wir Pause machen wollten, taten wir dies in einer kleiner Taverne und tranken dort den Hauswein.

Wenn wir Hunger bekamen gingen wir Pizzaessen und spazierten am Ufer des Gardesees entlang.

Ich kann heute noch den Geschmack des Rotweins auf meinen Lippen schmecken und höre noch immer die typisch italienische Hintergrundmusik des kleinen Restaurants. Ich kann die Pizza Frutti di Mare noch genau schmecken und mich an das wohlige Gefühl erinnern, als wir Händchenhaltend zusammen im Auto gefahren sind.

Dieses „Ankergefühl“ wie ich es nenne, kann ich mir jederzeit aus meinen Erinnerungen hervorrufen. 

Und sofort geht es mir besser.

Ich fühle mich leichter, unbeschwerter und oft erscheint eine Entscheidung zu treffen nicht mehr so schwer.

Wenn ich anderen Mamas von meinem „Ankergefühl“ und von meiner Lebensunterteilung berichte, werde ich immer sehr irritiert beäugt.

Fast so, als würde ich etwas Verbotenes sagen. 

Es ist nicht so, dass ich mir wieder ein Leben „bevor ich Kinder“ hatte wünsche, auf keinen Fall.

Ich liebe mein Leben, so wie es aktuell ist, mit all seinen Herausforderungen und mit all dem Spaß, den wir zusammen haben.

Dennoch bin ich froh, auch ein Leben „bevor ich Kinder“ hatte, gehabt zu haben und denke trotzdem gerne daran zurück. Für mich war und sind beide Seiten meines Lebens perfekt.

Und sehr wahrscheinlich wird sich dann irgendwann eine neue Seite zu den beiden anderen meines Lebens hinzugesellen „nachdem die Kinder mich nicht mehr brauchten“. Aber daran will ich noch nicht denken.

Und dann werde ich mich freuen, wenn ich mir ein paar „Ankergefühle“ aus dem „seitdem ich Kinder“ habe hervorrufen kann.

Deswegen werde ich jetzt noch schnell ein paar „Ankergefühle“ sammeln gehen und vielleicht habe ich dich jetzt dazu motiviert selbst bewusst auch kleine „Anker“ zu sammeln oder du denkst gerade an deinen ganz persönliches schönes „Ankergefühl“ zurück.

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1 Kommentar

  1. […] Auch Sabine von mumslife ist Wiederholungstäterin. Sie schreibt darüber, wie sie ihr Leben in „bevor ich Kinder hatte“ und in „seitdem ich Kinder habe&#822…. […]

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